Es hält sich hartnäckig die allgemeine Aussage, dass MIM Pferde und ganz besonders PX Pferde keine Luzerne fressen dürfen. Wir nehmen damit den Pferden ein gutes und eiweißreiches Futter und ersetzen es lieber mit fraglichen Produkten.
Was ist Luzerne?
Luzerne ist eine Pflanze, die zu den Hülsenfrüchten gezählt wird. Sie ist auch unter der Bezeichnung Alfalfa bekannt und wird weltweit Pferden gefüttert. Deshalb ist der Begriff, Luzerneheu nicht ganz korrekt aber zur bildlichen Darstellung gerne genutzt. Wie bei vielen Nutzpflanzen gibt es unterschiedliche Sorten, die in verschiede Kategorien eingeteilt sind. Z.B. abhängig vom Reifetyp (früh, mittel, spät), von der Klimazone und für welche Nutztiere diese angepflanzt werden.
Im Gegensatz zum einheimischen Heu, ist der Calziumgehalt bei Luzerne eher hoch und auch das verdauliche Rohprotein liegt wesentlich höher. In aktuellen Heuanalysen liegt der Calciumgehalt oft unter dem benötigten Calcium, was Auswirkungen auf einige wichtige Funktionen des Stoffwechsels haben kann. Deshalb der folgende Abschnitt.
Eine kurze Exkursion zum Calcium
Calcium befindet sich zu 99% im Skelett und das zeigt schon, welche Aufgabe Calcium vorrangig spielt. Es dient der Mineralisierung der Knochen und ist besonders für Jungpferde, tragende und laktierende Stuten sehr wichtig.. Aber Calcium hat auch weitere Aufgaben bei der Blutgerinnung, ist für den Energiestoffwechsel im Muskel unverzichtbar und findet den Einsatz bei der Reizübertragung auf die Muskelfibrillen (hier die Theorie zu PX). Dabei erfolgt immer ein Zusammenspiel zwischen Calcium und Phosphor. Ihr seht, Calcium ist nicht zu unterschätzen und eine defizitäre Ernährung würde hier längerfristig Schäden verursachen. Wenn ein Teilbereich nicht mehr entsprechend versorgt werden kann, zieht sich der Körper das benötigte Calcium aus anderen Bereich ab. Es kann dann eine Kettenreaktion erfolgen.
MIM und Calcium
Da Calcium im Zusammenspiel mit Phosphor eben auch an der Reizübertragung auf die Muskelfilbrillen beteiligt ist, wurde und wird immer noch eine Ernährung mit wenig Calcium empfohlen. Dabei ist es mittlerweile sehr auffällig, das Pferde extrem wenig Calcium bekommen und hier bis weit unter dem Bedarf gefüttert werden. Wenn jetzt also wenig Calcium gefüttert wird und man gleichzeitig auf das Ca:P Verhältnis achtet, wird auch von Phosphor zu wenig gefüttert. Wir limitieren so nicht nur das Calcium, sondern auch das Phosphor. Was aber viel häufiger vorkommt, das Calcium limitiert wird und auf Phosphor nicht geachtet wird. Die Kombination von einem Calciummangel und Überschuss von Phosphor kann zu erheblichen Problemen führen. Das erfolgt in verschiedenen Stadien, wobei bei einem fortschreitenden Ca Mangel auf das funktionelle Knochengewebe zurückgegriffen wird und anstelle von gesunden Gewebe ein faseriges Ersatzgewebe gebildet wird. Um eine evtl. Problematik in der Reizübertragung zu mindern, nehmen viele Berater, Gruppen in sozialen Medien und deren "Experten" in kauf, hier erhebliche Schäden zu verursachen. MIM Pferde, die anhand von einem nervösen Auftreten oder Neigung zu Überrekationen auffallen, müssen immer im Gesamtkonzept gesehen werden. Hier einfach eine Fütterung mit wenig Calcium zu präferieren ist schädlich und behebt das Problem nicht. Die Auslöser solcher Verhaltenstrukturen zeigen sich fast nie in einer korrekten Fütterung von Calcium. Selbst eine erhöhte Zufuhr löst dies nicht automatisch aus, sondern ist immer ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Eine zu geringe Calciumzufuhr kann eben auch zu Überreaktionen führen, deren Ursprung nicht in der Reizübertragung liegen.
Luzerne, in welcher Form füttern?
Für mich ist eine Fütterung als Raufutter, mit entsprechend langen Halmen die beste Form der Fütterung. die Pferde nehmen durch reichliches einspeicheln ein wertvolles Futter auf. Habe ich keine Möglichkeit an Luzerneheu zu kommen, bieten sich Pellets als Alternative. Wovon ich abrate, ist Luzerne in kurz gehäckselter Form zu verfüttern. Hier hat sich gezeigt, dass die mechanische Reizung des Magens den Vorteil von Luzerne negiert.
Luzerne und Magenprobleme
Luzerneheu bindet durch den hohen Anteil von Calcium die Magensäure und kann hier positiv eingesetzt werden. Unter der Betrachtung, dass gerade MIM Pferde (hier PX und P2) zu erhöhten Magenproblemen neigen kann ich diesem auch ein Stück weit entgegensteuern. Somit spare ich mir auch unnötige Zusatzprodukte, die u.U. zeit- und kostenintensiv sind. Der beste Schutz gegen Magenprobleme ist die Ursachenforschung und das Abstellen der Auslöser.
Schreib mir gerne Deine Meinung hierzu in die Kommentare :-)
Aus meiner Sicht und Erfahrung spricht nichts gegen eine Fütterung von Luzerne Heu oder Cobs bei MIM Pferden.
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